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The not so Social Media

Seit über einem Jahr schon sind wir dazu angehalten, unsere sozialen Kontakte massiv einzuschränken, um so die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Seit über einem Jahr finden Unterrichtseinheiten, Sitzungen, Gottesdienste, Spieleabende mit Freunden oder Familientreffen vor allem online statt. Ich bin nicht nur dafür dankbar, Zugang zur Technik zu haben, sondern auch für die enormen Möglichkeiten, die das Internet und soziale Medien mit sich bringen, um trotz «Social Distancing» miteinander verbunden zu bleiben.


Dennoch mache ich mir vermehrt Gedanken zum Umgang und der Auswirkung dieser sozialen Medien auf mein Leben.


Dazu einige Fakten:

Wie eine Studie der IGEM (Interessensgemeinschaft Elektronische Medien Schweiz) belegt, haben seit der Corona-Pandemie alle Social Media Plattformen (Instagram, Youtube, Facebook oder TikTok) in der Schweiz an Nutzern zugelegt. Mit 3,0 Millionen Menschen nutzt nun fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung wenigstens ab und zu Facebook. Wie wahrscheinlich vielen von euch bekannt ist, ist zurzeit besonders Instagram bei jungen Leuten beliebt: Die Entwicklung bei jungen Personen zwischen 15-24 Jahren zeigt, dass 82% Instagram nutzen. Facebook verliert, im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung, bei den jungen Personen an Beliebtheit wobei jedoch TikTok zurzeit am schnellsten wächst. Im letzten Jahr hat sich die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer auf TikTok verfünffacht und ist besonders bei Frauen unter 25 Jahren beliebt. [1]


Auch ich nutze häufig soziale Kanäle um mit Menschen in Kontakt zu sein, finde darauf Inspiration und Kreativität, entdecke Neues oder «google» nach Wissen. So gross die Möglichkeiten, Chancen und Freuden dieser Apps sein mögen, bringen sie doch auch einige Risiken und Herausforderungen mit sich. Ich möchte nun auf zwei «Phänomene» eingehen und dir jeweils einen Action-Step und Tipp mitgeben, die du konkret umsetzen kannst.


1. Likes & Follower

Ein neues Foto wird hochgeladen, es werden Herzchen verteilt, kommentiert, bewertet

…und fleissig verglichen.


«Sie sieht so hübsch aus, ihren Körper möchte ich auch haben.»


«Diese Familie ist einfach perfekt, alle sind immer glücklich.»


«Der trainiert jeden Tag… Für so ein Sixpack muss ich mich jetzt auch ins Zeug legen.»


«Wow, schon wieder ein Reisefoto in einer Hängematte auf den Bahamas? Was ein Leben!»


«Er hat so viele coole Freunde. Und ich gehöre nicht dazu…»


Auf den sozialen Netzwerken sind wir unglaublich vielen Menschen, ihren Meinungen und Lebensstilen ausgesetzt. Influencerinnen und Influencer wollen uns Produkte andrehen, die uns aufzeigen sollen, dass uns etwas fehlt. Jede/r postet nur perfekt bearbeitete und gestylte Fotos und erhält dafür Likes. Und über Stories sehen wir in die Leben total fremder Menschen hinein, und bekommen das Gefühl diese Menschen zu kennen.


Alle diese Aspekte beeinflussen unser Denken und Handeln massiv und steuern die Wahrnehmung über uns selbst.


Sie geben uns das Gefühl, dass wir nicht gut genug sind. Dass wir Produkte, Likes oder Follower brauchen um dazuzugehören. Dass man so oder so aussehen muss oder «säll oder jenes» können muss, um angenommen zu sein.

Wir sind nie genug. Wir brauchen immer mehr.


Und wenn wir nicht aufpassen, dann glauben wir diesen Lügen.


Ich hatte kürzlich so einen Moment, in dem ich merkte, dass mir einige Profile und Inhalte einfach nicht guttun. So wie kleine Männchen in meinem Kopf, sprachen Gedanken und Worte zu mir, die mich runterzogen. Die mich mit den Leben anderer verglichen und ich den Eindruck bekam nicht gut genug zu sein. Doch alsbald diese Gedanken kamen, sprach ich ein innerliches «Stopp» aus. Und sagte mir: «Ich kenne meinen Wert, wer ich bin und was ich kann und lasse mich nicht von diesen Gedanken beeinflussen.»


Wie du vielleicht merkst, betrifft dieses Thema deine Identität. Das Thema Identitätsfindung (was ich extrem spannend finde) würde nun aber den Rahmen sprengen. Darüber können wir gerne ein ander Mal sprechen :) Ich möchte hiermit aber aufzeigen, wie stark Social Media dich, deine Persönlichkeit und Gedanken beeinflussen kann.

Und möchte dir deshalb eine andere Möglichkeit ans Herz legen, welchen Inhalten und Gedanken du «followen» (folgen) könntest:


«Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut.» Genesis 1,31


«Mein Kind, ich kenne dich ganz genau, selbst wenn du mich vielleicht noch nicht kennst. Ich weiss wann du aufstehst und wann du schlafen gehst. Ich kenne alle deine Wege.» Psalm 139,1-3


Gott hat uns Menschen erschaffen und uns das Leben eingehaucht. Er verlieh uns einen Wert und «es war sehr gut». Wir – du und ich – wurden nach Gottes Ebenbild erschaffen und sind seine geliebten Kinder. Wow! Wie krass ist das denn?

Wahrscheinlich hast du das schon oft gehört, aber lass das nochmal etwas sinken.


Wir sind genug. DU bist genug. So wie du bist.


Dein Wert ist nicht von «Likes» oder «Herzchen» auf Social Media abhängig!

Jesus ist schon jetzt dein grösster «Follower» und «Liker»!



Zurück zu dem Moment, als die Männchen in meinem Kopf meine Gedanken beeinflussten… Ich merkte also, dass mir das nicht guttat, was ich mir regelmässig auf Social Media ansah und nahm mir deshalb einen Moment Zeit alle Profile, denen ich folgte, durchzuschauen. Bei jedem überlegte ich mir kurz, ob sie mich positiv oder negativ beeinflussten. Die «negativen Profile» löschte ich aus meiner Liste. Somit übernahm ich selbst wieder die Steuerung über meine Gedanken und bin mir den Einflüssen der Social Media Profile bewusst.


Action-Step: Miste deine Social-Media-Profile aus. Welchen Menschen folgst du? Und welche Inhalte werden gepostet? Inspirieren sie dich oder ziehen sie dich eher runter? «Ent-followe» denen, mit denen du dich immer vergleichst und schlechte Gefühle bekommst.


Tipp: Überlege dir einmal, was du an dir selbst magst. Was kannst du richtig gut? Was findest du an dir schön? Wofür bist du Gott dankbar? Schreibe dir diese Dinge auf.



2. Zeit und Aufmerksamkeit

Besonders jetzt wo unsere sozialen Kontakte beschränkt sind, sind soziale Netzwerke eine super Möglichkeit um sich auszutauschen und trotzdem am Leben anderer teilzunehmen, keine Frage.


Aber wusstest du, dass die Macher von Social Media darauf aus sind unsere Zeit und Aufmerksamkeit einzunehmen? Ihr Business Modell, die Art also wie diese Firmen ihr Geld verdienen, lautet nämlich: «Lass uns herausfinden, wie wir am meisten Aufmerksamkeit von dieser Person (also dir) bekommen können!»[2] Durch Algorithmen, Vorschläge von Videos passend zu den eigenen Interessen, die Platzierung von Werbung oder das «Aufploppen» von Nachrichten wird unser Verhalten überwacht, manipuliert und wir werden an den Bildschirm gefesselt.


Und wer von den vor allem jungen Leuten kennt dies nicht? Wir haben Pause, wir sitzen im Tram, wir warten, wir brauchen Ablenkung… zäck, ist das Natel aus der Tasche geholt.


Automatische Daumenerkennung… Klick auf Social Media… Scrollen… Liken… Video anschauen… Liken… Story anschauen… oh spannend, das muss ich googeln… also los auf Google… oh da ist aber eine coole Werbung…klick darauf…


…die Pausenzeit, die Fahrzeit, die Wartezeit ging super schnell vorbei.


Ich möchte nichts schönreden; auch ich verliere mich immer wieder am Handy. Jedoch ist mir mein Fokus und eine Balance extrem wichtig. Routinen helfen mir dabei, meine Zeit und Aufmerksamkeit besser zu lenken. Meine Routinen:


- Über Nacht ist das WLAN immer ausgeschaltet und das Handy auf stummgestellt (der Wecker klingelt ja morgens trotzdem)

- Morgens stelle ich nur kurz den Wecker am Handy aus und lege es dann wieder weg

- Ich gehe duschen, trinke Kaffee und schalte das WLAN frühestens dann an (wenn ich studiere lasse ich es regelmässig den ganzen Morgen aus. Ich liebe diese Zeit ohne Ablenkung)

- Während dem Arbeiten, Studium oder Terminen lege ich das Handy umgekehrt und auf stummgeschalten weg (am besten ausser Reichweite)

- Wenn ich das Handy nutzen möchte und z.B. eine Pause mache lege ich vor der Handynutzung eine Zeit fest, wie lange ich am Handy sein möchte (Wecker stellen hilft)

- Während Treffen mit Freunden oder der Familie bleibt das Handy in der Tasche und ich schenke meine Aufmerksamkeit dem Gegenüber

- Ich überprüfe regelmässig meine Bildschirmzeit (siehe Einstellungen) und beobachte wann ich wie viel Zeit am Handy verbringe und weshalb. Ich vergleiche diese Zeit mit Zeiten, in denen ich draussen war, Sport gemacht habe oder einem Hobby nachgegangen bin.

- Vor dem Schlafen gehen benutze ich das Handy nicht mehr, schalte das WLAN aus und lese lieber ein Buch oder Zeitschrift

- Ich lege regelmässig Tage fest (z.B. Sonntage) an denen ich gar nicht am Handy bin

Wem oder was schenkst du deine Zeit und Aufmerksamkeit?


«Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.» Matthäus 6,33


Gott möchte, dass wir ihn priorisieren gegenüber den weltlichen Dingen. Dass wir als Christen eine andere Einstellung und Aufmerksamkeit haben und uns für den Bau seines Reiches einsetzen. Dass wir die gute Nachricht auf unsere persönliche Art und Weise mit anderen teilen und zur Ehre Gottes leben. Welche Priorität hat Gott in deinem Leben?


Action-Step: Schätze für dich ein, wie viel Zeit du täglich auf Social Media verbringst. Dann schau einmal auf deinem Handy unter «Bildschirmzeit» nach, wie viel Zeit du wirklich am Handy warst. Wie gross ist der Unterschied deiner Schätzung zur wirklichen Nutzungszeit? Wann am Tag bist du die meiste Zeit am Handy und weshalb?


Tipps:

1) Überlege dir Routinen, die für dein Leben und Tagesablauf sinnvoll sind und zu dir passen.

2) Priorisiere deine offline Aufgaben und Aktivitäten vor online Zeit.

3) Richte dir eine individuelle Zeitlimite auf deinem Handy ein um deine Nutzung der Social Media Apps besser zu überwachen und nicht zu überschreiten.



Abschliessende Gedanken

Es gäbe noch viel mehr über die Nutzung von Social Media und ihre Auswirkungen zwischen positivem Nutzen und Abhängigkeit zu sagen, was für den Moment aber den Rahmen sprengen würde. Ich hoffe, dass du neue Erkenntnisse und Anregungen erhalten hast, wie du mit Social Media umgehen kannst. Ich wünsche dir ein Bewusstsein, das die Chancen sowie Risiken dieser Erfindung vor Augen hat. Und wünsche dir Auszeiten ganz weg von Handy, Laptop und digitalem Erleben.


Sei behütet!

Julia Neufeld

[1] https://www.igem.ch/digimonitor-studie-mediennutzung/ [2] Aus «The Social Dilemma», Dokumentation auf Netflix. https://www.netflix.com/watch/81254224?trackId=13752289&tctx=0%2C0%2Cbae306e7ff12a17dbd349c7f13fa78cefa5d7c18%3Ab569d57dfa2ac24ac75d29c90dd2eeefff885868%2Cbae306e7ff12a17dbd349c7f13fa78cefa5d7c18%3Ab569d57dfa2ac24ac75d29c90dd2eeefff885868%2Cunknown%2C

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